Seltsames Brauchtum

Basel steht heute ganz im Zeichen des Brauchtums. Doch während im Kleinbasel die Tradition des Vogel Gryff zeitlos aktuell zu bleiben scheint, klingen im Grossbasel die ebenso tradierten Slogans der „Globalisierungsgegner“ verstaubt. Daran ändert auch deren Wortwahl nichts, die zwar aktuell klingt, letztlich aber verwirrlich bleibt. Die „Globalisierungsgegner“ sind international vernetzt und erreichen den Höhepunkt ihrer Globalisierung im Weltsozialforum in Nairobi.Ebenso mutet die Abgrenzung zwischen Nichtregierungsorganisationen und Zivilgesellschaft zum Einen und der im Davoser World Economic Forum (WEF) offenbar manifest gewordenen Wirtschaft zum Anderen merkwürdig an – gerade so, als ob Unternehmen und andere Wirtschaftsakteure staatliche oder gar militärische Einheiten bildeten.

Ausspielen. Auch entspricht das oft gezeichnete Bild vom Konflikt zwischen Nord und Süd weder den Tatsachen, noch vermag es Lösungsansätze für den unhaltbaren Zustand weiter Weltgegenden aufzuzeigen. Was auch immer man vom WEF hält, ein gegenseitiges Ausspielen zwischen den Reichen in Davos und den Armen in Nairobi bringt niemanden weiter. Vielmehr ist zu überlegen, wie die weltweite Armut konkret zu bekämpfen ist, ob und was wir hierzu beitragen können.

Stellvertreterkrieg. Man wird deshalb den Verdacht nicht los, dass einige „Globalisierungsgegner“ letztlich einen Stellvertreterkrieg führen. Während in unseren Breitengraden der vermeintliche Klassenkampf faktisch weitgehend zu Gunsten von wirtschaftlicher und politischer Freiheit entschieden worden ist, haben sich diese Werte in weiten Teilen vor allem auf der südlichen Halbkugel noch nicht durchgesetzt. Es ist deshalb wichtig, dass wir neben anderen Massnahmen den Welthandel weiter liberalisieren und von Investitions- und Markthemmnissen wegkommen – in der Schweiz etwa von der allenthalben kontraproduktiven Abschottung der Landwirtschaft. Nur wenn wir den Entwicklungsländern die Chancen geben, an der weltweiten Marktwirtschaft teilzuhaben, können sie sich eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen.
Klassenkampf. Wer demgegenüber den bei uns verlorenen Kampf gegen die Wirtschaftsfreiheit auf fremdes Terrain exportieren will, nützt jenen wenig, denen geholfen werden soll. Der Wohlstand bei uns und in anderen Weltgegenden sowie das gewaltige Gefälle dazwischen zeigen erschreckend klar, dass freie Marktwirtschaft und echte Demokratie, Eigentumsrechte und Frieden, Internationalität und Stabilität sich bedingen oder zumindest befördern. Die Dritte Welt darf nicht unter die Räder klassenkämpferischen Brauchtums geraten.

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