Zur Sonne, zur Freiheit

Heute Abend beginnen die grossen Sommerferien. Viele verreisen in den nächsten Tagen – zur Sonne, zur Freiheit, wie es in einem alten Lied heisst. In der Tat fühlen wir uns in den Ferien frei, frei von den Zwängen des Alltags, frei von der Einmischung allerorten. Dies tut gut, ist doch gerade die staatliche Einmischung in unserem Alltag hoch, überzogen von einem wachsenden Geflecht an Gesetzen und Vorschriften. Zu oft und zu rasch lassen wir uns dadurch einengen.

Gemeinschaftliches Regelwerk. Dies beginnt mit der hohen Steuerbelastung und endet beim Experten für Unterhosenreklamen, den die Basler Regierung neuerdings die Werbung zensurieren lässt. Hinter dieser Fehlentwicklung steht die Überzeugung, dass eine durch Demokratie und Rechtsstaat „legitimierte“ Behörde es besser weiss als jeder Einzelne. Dies führt dazu, dass auch das für alle gleich geregelt wird, was jeder von uns allein oder im Familien- und im Freundeskreis selbst auf die Reihe bekommt. Denn der Alltag ist durch gemeinschaftliche Prinzipen oft ausreichend geordnet, etwa durch das Gebot des Anstands oder die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Und verzeichnet dieses Regelwerk Lücken, schliesst es sich nach einiger Zeit zumeist von selbst und nicht selten neu. Demgegenüber sind staatliche Ersatzregeln oft kontraproduktiv.

Gesunder Menschenverstand. Wie kann ein Kind Selbstbewusstsein entwickeln, wenn es die Schulbehörden mit Uniformen vom „Markendruck“ erlösen wollen, der schon zu meiner Schulzeit herbeigeschrieben worden ist? Wie können Jugendliche den Umgang mit Geld erlernen, wenn sie erfahren, dass letztlich der Staat einspringen wird, sollten sie mal knapp bei Kasse sein? Und warum kommt jemand auf die Idee, ein schweizweites Gesetz gegen das „Littering“ zu fordern, wo doch die Herausforderungen in Bergün und am Basler Rheinufer unterschiedlicher nicht sein und bestimmt nicht mit dickeren Gesetzbücher gemeistert werden können? Die Politik der übertriebenen Staatlichkeit statt des gesunden Menschenverstands zielt fehl. Sie beschneidet nicht nur unsere Freiheit, sie löst auch keine Probleme.

Wahlzettel. Diese Staatlichkeit des Alltags fällt indes nicht vom Himmel, sondern ist hausgemacht. Wir haben es selbst in der Hand, dies zu ändern. Wenn in sechs Wochen die Sommerferien vorbei sind, hängen bereits die ersten Plakate für die grossen Wahlen im Herbst. Am 21. Oktober bestellen wir einen neuen Stände- und Nationalrat. Es ist dann an uns, mit dem Wahlzettel klar zu machen, dass wir keine Schweiz wollen, die es besser wissen will als ihre Einwohnerinnen und Einwohner. Bis dahin wünsche ich Ihnen schöne Ferien!

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